Achtsamkeit

Achtsamkeit ist nicht nur eine erlenbare Methode, sondern vor allem eine innere Haltung, die jede/r entwickeln und in sich stärken kann.

Achtsamkeit ist ein innerer Weg
vom Unbewußt-Sein ins Bewußt-Sein
vom Diffusen in die Klarheit
vom Instabilen in die innere Stabilität
vom Fremdbestimmten in die Selbstbestimmung
vom Destruktiven ins Heilsame
vom Getrennt sein in Mitgefühl und Verständnis
von Zerstreuung in die Zentrierung
vom Außen in die innere Einkehr

Was ist Achtsamkeit im Kontext von MBSR ?
Achtsamkeit bedeutet, sich den Gegebenheiten und Erfahrungen des Augenblicks in einer annehmenden, wohlwollenden und nicht wertenden Haltung zu zuwenden.
Achtsam sein heißt, wahrzunehmen, was geschieht ohne uns in die Dynamik der Gefühle, Situationen oder Erlebnisse zu verstricken oder mitreißen zu lassen.
Achtsamkeit führt uns zu einem tieferen und umfassenderen Erleben und zu überraschenden und ungewohnten Sichtweisen, die uns neue Handlungsspielräume eröffnen können.

Durch eine kontinuierliche Übungspraxis von Achtsamkeit gelingt es:

  • sich weniger aus der Ruhe bringen zu lassen
  • Lebensqualität zu steigern
  • Energie zu bewahren und aufzubauen
  • komplexe Situationen gelassener anzugehen
  • Streßsymptomen vorzubeugen bzw. sie zu verringern
  • Selbstachtung und Selbstvertrauen zu steigern
  • Mitgefühl und Fürsorge für uns selbst und andere zu fördern
  • neue Handlungsräume und Denkstrukturen zu entwickeln

Um den Geist in Ruhe und Achtsamkeit zu bringen, bedarf es der Erkenntnis über unsere inneren Vorgänge und des Verstehens ihrer Ursachen. Nur so können wir Abstand zu den uns innerlich aufwühlenden Ereignissen finden. 
Es sind die Tätigkeiten des Geistes in Form von Erinnerungen, im Aufnehmen und Interpretieren von Informationen, im Verarbeiten von seelischen und geistigen Eindrücken und Empfindungen. All dies führt uns in eine innere Unruhe und in Anhaftungen an äußere Bedingungen, Erlebnisse und unklare Empfindungen.

Wie gelingt es uns Abstand und Gelassenheit zu schaffen?
Viele Menschen finden in der Geschäftigkeit ihres Alltags keine Zeit, um sich Ruhepausen zu gönnen. Und doch ist es möglich, jederzeit Nischen zu finden, um Geist und Gemüt zur Ruhe zu führen, die Brücke dorthin ist die Achtsamkeit.

Wenn es uns gelingt, unseren Geist umzuschulen und die vielen Tätigkeiten des Alltags bewusst zu verrichten, führt uns dies bereits in eine wohltuende Zentrierung und innere Ausgewogenheit, ohne dass wir uns dafür zusätzlich Zeit einräumen müssen.

So sollten wir vermeiden, viele Dinge gleichzeitig zu erledigen. 
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass es mehr Zeit benötigt, unsere Aufgaben eine nach der anderen zu verrichten, im Gegenteil. Oft sind wir in der Zerstreuung auf viele Aufgaben fahrig, gestresst oder unkonzentriert und erleben viele Reibungsverluste.
Es ist hilfreich, das gewohnte Tempo zu verlangsamen und zwischendurch einfach mal für ein paar Atemzüge bewusst ein- und auszuatmen und innezuhalten für einen uns erfrischenden Augenblick.

In dem Moment, in dem wir beginnen, auch die gewöhnlichsten Dinge achtsam zu tun, bringen wir mehr Ruhe, mehr Qualität und Freude in unser Leben. Wir können achtsames Gehen, Essen, Trinken praktizieren und die Berührungen unserer Füße mit der Erde spüren, den Geschmack der Lebensmittel genießen, die Wärme eines frischen Tees wahrnehmen oder beim Hände waschen die Kühle des frischen Wassers spüren. Alles Dinge, die wir in der Regel nebenbei und unbewusst vollziehen und uns die Chance entgehen lassen, die Wunder des Alltäglichen zu erleben und in der Freude am Da-Sein unser Leben zu genießen.

Um das Bewusstsein der Achtsamkeit zu stärken, kann man z.B. in der Yoga-Praxis verschiedene Möglichkeiten kennen lernen, die sich während der Übungen, und dann in der alltäglichen Lebensführung auf folgende Weise umsetzen lassen:

  • in der Yoga-Praxis sich in ruhiger Konzentration auf Bewegung und Atem ausrichten
  • zwischen Übungsreihen innehalten und die gegenwärtigen Wirkungen, Gedanken und Empfindungen beobachten, annehmen und sie wieder ziehen lassen. 
  • Am Ende jeder asana-Praxis einige Minuten in der Ruhe verweilen, um nachzuspüren und wahrzunehmen, was ist in diesem Moment. Diese Haltung eines inneren Beobachters kann dann in Alltagssituationen übertragen werden.
  • über Meditation oder Atembeobachtung Gleichmut herzustellen und in der inneren Ruhe nicht mehr so sehr in das Wollen und Machen gehen, sondern ein Geschehen lassen praktizieren. 
  • in der Ausführung der Körperhaltungen entschleunigen, d.h. im eigenen (Atem-)Rhythmus zu üben und sein eigenes Tempo finden. 

Über die Yoga-Praxis können wir lernen, im Innehalten, in der Wachheit des Geistes, im inneren Vertrauen und in der bewussten (Selbst-)Wahrnehmung, mehr bei uns selbst zu bleiben und uns von äußeren Umständen unabhängiger machen.
Diese Erfahrungen können wir mitnehmen, um unseren Alltag achtsamer und entspannter zu gestalten.

(aus: Sabine Gerlach, Yoga ein Kompass im Alltag)